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Achtsamkeit

Wir sind nicht die Geschichte im Kopf des Anderen

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Die Idee zu dem Artikel stammt, wie so oft, direkt aus meinem Alltag. Denn in den letzten Jahren erlebe ich es immer wieder, das Menschen sich von meinen Erzählungen, Erfahrungen, Tipps oder einfach nur von meinem Leben persönlich angegriffen fühlen, aber auch ich selbst bin Meisterin im „sich angegriffen fühlen“.

Die alte Dame, die sich an der Kasse extra lange Zeit lässt, um zu ärgern. Der Chef der im Meeting vor allen anderen die Arbeit schlecht redet. Der Mann, der einen anrempelt, ohne sich zu entschuldigen. Die Kollegin, die mal wieder nicht gearbeitet hat, aber dennoch dafür gelobt wird. Die Autofahrerin, die absichtlich langsam fährt. Der Partner, der lieber arbeitet, als gemeinsame Zeit zu verbringen. Die Fremde, die mit dem Kommentar einen direkten Angriff startet. Das Familienmitglied, das erfolgreicher ist. Die Freundin, die etwas besser macht und Euch stolz gegenüber tritt.

Elisabeth Kübler Ross sagte mal: „Wer sich ärgert, kümmert sich um den Kram anderer Leute.“ und das tun wir wirklich viel zu oft.

Was viele nicht sehen und was auch ich erst begreifen (und auch heute noch ganz oft wieder in den Fokus rücken) muss: Es hat nichts (nie!) mit einem selbst zu tun.

Meine Wut, mein Zorn, meine Begeisterung, meine Liebe, meine Ablehnung, meine Geschichte, mein Verhalten, meine Erfahrungen – all das stammt aus meinem Leben. Und daraus resultieren auch meine Meinung & mein (Welt-)Bild.

Wir sind nicht die Geschichte im Kopf des Anderen. 

Das vergessen wir im Alltag viel zu oft. Wenn uns jemand seine Sicht der Dinge zeigt, wenn jemand wütend oder gemein ist, uns anschreit, auslacht oder was auch immer. Es hat nichts mit uns zu tun.

Wir Menschen enttäuschen uns gegenseitig, lassen uns im Stich, belügen und betrügen einander. Manchmal rauben wir uns den letzten Nerv und sorgen für ein schlechtes Gefühl bei unserem Gegenüber. Das ist auf keinen Fall erstrebenswert und als Betroffener, dem etwas persönlich angekreidet wird, ganz bestimmt nicht schön. Wir dürfen uns umgekehrt natürlich ebenso darüber aufregen.

ABER (und das ist der entscheidende Unterschied): die Gefühlslage und der Ausbruch unseres Gegenübers sollte kein Grund sein, warum es uns schlecht geht. Weil es eben eigentlich gar nichts mit uns zu tun hat. Ich habe z.B. so oft zugelassen, das andere Menschen mir ein ungutes Gefühl oder ein schlechtes Gewissen geben konnten. Die Negativität meines Gegenübers habe ich oft zu meiner eigenen Wahrheit werden lassen. Das Verhalten anderer persönlich zu nehmen tut nur weh, aber weiter gebracht hat es mich nie. Im Gegenteil war ich eigentlich eher in einer „Opferrolle“ gefangen.

Selbstverständlich sollten wir handeln, wenn uns weh getan wird und es geht nicht darum, grundsätzlich alles mit einem „Das ist nicht meine Baustelle“ über uns ergehen zu lassen. Mir hat es aber geholfen, mir selbst klar zu machen:

Ich bin nicht die Geschichte im Kopf des Anderen. 

Dafür ein Bewusstsein zu entwickeln, verändert vieles bei mir. Weil ich anfange nachzudenken, bevor ich mich wieder beleidigt zurück ziehen will.

Meiner Erfahrung nach stecken hinter dem Gefühl, etwas persönlich zu nehmen, bei vielen auch Neid und Missgunst, oder eine gewisse Hilflosigkeit oder Sehnsucht nach Veränderung. Viele Menschen nehmen z.B. meinen Veganismus persönlich, weil sie sich schlecht und hilflos fühlen. EGAL was ich sage. Ich bin deshalb lange dazu übergegangen zu sagen, dass ich mich aus gesundheitlichen Gründen vegan ernähre, weil ich die anderen nicht unnötig triggern wollte. Letzten Endes habe ich damit aber mich selbst und mein Gegenüber belogen.

Ein anderes, gutes Beispiel sind meine großen Veränderungen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Wenn ich davon privat erzähle, höre ich oft sowas wie: „Ja naja, aber das ist ja jetzt auch nicht erstrebenswert, dass man sich ständig weiter entwickelt, hinterfragt und verändert.“ oder „Ihr macht immer alles so perfekt. Das ist doch total langweilig und anstrengend“, obwohl ich das nie behauptet, geschweige denn jemals selbst getan habe. Oft habe ich mich für meine Weiterentwicklung geschämt und das Gefühl gehabt, meine Erfolge runterspielen zu müssen, damit andere sich nicht schlecht fühlen.

Wir bewundern die Menschen eigentlich für das, was sie tun und finden sie gleichzeitig doch genau deshalb doof. Weil wir uns automatisch schlechter fühlen, wenn jemand etwas gut macht, das wir möglicherweise nicht machen/können/wollen. Es fällt uns leichter, das Verhalten abzuwerten oder persönlich zu nehmen, anstatt in den Spiegel zu schauen und uns selbst zu reflektieren. 

Wir sind nicht die Geschichte im Kopf des Anderen. 

Wenn ich mich entscheide, vegan zu leben oder mich selbst zu reflektieren und mein Leben zu verändern, tue ich das für mich. Niemals ist jemand gezwungen, alles genauso zu machen, geschweige denn, überhaupt aktiv zu werden. Man kann es ewig so weiter spinnen.

Worauf ich aber hinaus will: wenn wir bemerken, dass wir die Dinge häufig zu persönlich nehmen und die Geschichten anderer zu unserer eigenen machen, dann können wir versuchen uns unsere Gedanken, aber vor allem die echten Gefühle hinter dem persönlich nehmen, bewusst zu machen

Was genau „triggert“ uns da gerade eigentlich? Was ist unser eigentliches Bedürfnis? Unser Ziel? Unsere Angst? Oft haben wir Angst vor Ablehnung oder sind auf der Suche nach Bestätigung. Fühlen wir uns vielleicht hilflos? Ertappt? Möchten wir eigentlich so sein wie unser Gegenüber? Wünschen wir uns Bestätigung? Fühlen uns ungerecht behandelt? An Konflikte in der Vergangenheit erinnert?

Es lässt sich eigentlich immer ein Muster erkennen und hinter dem abwehrenden Gefühl etwas tiefer gehendes entdecken. Versucht hier Bewusstsein und Klarheit für euch zu schaffen.

Insgesamt kommen wir, mit ganz viel Übung, Selbstreflexion und vor allem einer großen Portion Selbstliebe, ans Ziel. Wir können es schaffen, die Dinge nicht mehr (zu) persönlich zu nehmen. Für Menschen die, wie ich, sehr vieles sehr persönlich nehmen, ist der Weg steinig. Aber ich kann Euch sagen: da ist ein Licht am Horizont. Ich habe in den letzten 6 Monaten große Fortschritte gemacht und Ihr könnt das auch!

Empfehlenswerte Bücher zum Thema:

Martina Kessler: Von Kritik lernen ohne verletzt zu sein*
Doris Wolf: Ab heute kränkt mich niemand mehr*
Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation*


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2 Antworten auf „Wir sind nicht die Geschichte im Kopf des Anderen“

So wahr….
Würden wir uns mehr mit dem „wieso“ und „warum“ befassen, würden die Dinge viel eher einen Sinn ergeben, und wir müssten uns nicht persönlich angegriffen fühlen. Wir wüssten, dass die alte Dame im Supermarkt vor uns schlicht und einfach einen schlechten Tag hatte, und deshalb nicht so schnell kann, wie sie eigentlich möchte.
Wir wüssten, dass der unmögliche Anrempler nicht an uns persönlich gerichtet war, sondern der Mann es einfach nur furchtbar eilig hatte, schnell noch pünktlich zur Arbeit zu kommen. Usw… die Dinge nicht sofort auf uns selbst zu projizieren und einfach mal so hinzunehmen, würde für sehr viel mehr Ruhe sorgen, und uns im Alltag einfach mal entschleunigen.
Toller Artikel, mit so viel Wahrheit!

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